Das ehrwüdige Alter der Burg Blomendal ist schon seit Generationen bekannt. Auch manche Details seiner bewegten Vergangenheit sind nicht neu. In den Jahren 1969 und 1971 sind Malereien an den Holzdecken des Hauses Blomendal entdeckt worden. Sie sind jedem Besucher zugänglich. Der gute Erhaltungszustand der Deckenmalereien erklärt sich dadurch, dass sie durch eine später eingezogene zweite Hochdecke völlig geschützt waren. Angesichts der gut erhaltenen, farbigen Deckenmalereien tauchen eine Reihe von Fragen, die hier kurz formuliert und nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand beantwortet werden sollen.
Was ist über die Tugenddecke bekannt?
Mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts gab der Bremer Rat die Verpachtungspraxis der Burg Blomendal auf. Er bestellte zwei Drosten, die mit Hilfe eines Vogtes sämtliche Einkünfte des Hauses direkt für den Bremer Rat eintrieben. Die Burg war nur noch Verwaltungs- und Gerichtssitz. Der Saal mit den 1618 gemalten Tugendmedaillons diente als Gerichtssaal. In Technik und Farbgebung der älteren Hoyer-Decke stark angeglichen, werden sieben Tugenden und die vier Elemente figürlich dargestellt.
Es sind dies:
- Fides (Treue),
- Spes (Hoffnung),
- Caritas (Liebe),
- Prudentia (Klugheit),
- Justitia (Gerechtigkeit),
- Fortitudo (Tapferkeit)
- und Temperantia (Mäßigkeit).
Die Entstehungszeit dieser Deckenmalerei fällt in etwa zusammen mit dem Baubeginn des Vegesacker Hafens (1619) und der prächtigen Bremer Rathausfassade (1609). Alle drei Ereignisse fallen in die Amtszeit des Bremer Bürgermeisters Didrich Hoyer, der seine Kindheit als Sohn des Erich Hoyer auf Burg Blomendal verlebte.
Wie kam es zu der Deckenbemalung?
Im Jahre 1542 zog der Bremer Bürgermeister Diedrich Hoyer als Pächter in Blomendal ein. Für seine Bemühungen um die Aussöhnung der Stadt Bremen mit Kaiser Karl V. auf dem Reichstag zu Augsburg 1548 wurde ihm das Haus Blomendal, das er zunächst für 10 Jahre gepachtet hatte, für weitere 18 Jahre zugesichert. Im Falle eines Todes bei der damals riskanten Reise im Zusammenhang mit diesem diplomatischen Auftrag sollte seine Familie noch 30 Jahre das einträgliche Amt und Haus Blomandal behalten. Diedrich Hoyer starb 1548, wenige Tage nach seiner Rückkehr von Augsburg. Seine Familie blieb im Haus Blomendal ansässig.
1577 schloß sein Sohn, Dr. Erich Hoyer, inzwischen ebenfalls Bremer Bürgermeister, mit dem Rat der Stadt einen neuen Pachtvertrag ab. Er ist der Auftraggeber der Deckenbemalung im kleinen Hoyersaal. Das Bildnis des jungen Ratsherren mit Amtskette in einem der Deckenmedaillons stellt Erich Hoyer dar. Es ist das älteste in Bremen erhaltene Bildnis eines Bürgermeisters der Hansestadt. Zwischen seinem und dem weniger gut erhaltenen Portrait seiner Frau Metjen, geborene Stenow, befinden sich an der Holzdecke die Wappen der Familien Hoyer und Stenow.
Über den Maler der Decke gibt es keine sichere Nachricht. Er könnte ein Vertreter der niedlerländischen Schule gewesen sein, möglicherweise ein Emigrant aus Holland, das damals von Spaniern besetzt war.
Die in Grisaille-Technik ausgeführten Ornamente sind mit Kaseinfarben gemalt. Als Pigmente für das aus dem Käsestoff der Milch gewonnene Bindemittel kommen Bleichweiß, Moorschwarz und gebrannter Ocker in Frage.
Reste einer älteren Malerei aus der Gotik sind an Stellen sichtbar, an den die Renaissancemalerei starke Zerstörungen aufweist, so an den Seitenflächen der Deckenbalken. Der schlichte Malstil könnte in die vorbremische Zeit weisen.